Raetisches Museum Chur
Lötschers Kacheln. Die Hafner aus St. Antönien
Sonderausstellung vom 5. April bis 25. August 2019
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10:00–17:00
Montag geschlossen
Hofstrasse 1
7000 Chur
Tel. +41 81 257 48 40
Während fünf Generationen betrieb die Familie Lötscher im 19. Jahrhundert eine wichtige Keramik-Produktion. Für Graubünden war dies der bedeutendste Hafnereibetrieb in der Neuzeit, was Qualität, Funktionalität und Schönheit der Produkte anbelangt. Die Ausstellung präsentiert eine Vielzahl dieser einzigartigen Keramik und erzählt die bewegte Familien- und Handwerksgeschichte der Lötschers. Sie zeigt, wie sie im damals abgeschiedenen Prättigau eine Produktionsnische fanden und erfolgreich besetzten, aber auch, wie industriell produziertes Geschirr das alte Handwerk allmählich unter Druck setzte, bis der letzte Töpfer, Andreas Lötscher, seinen langjährigen Familienbetrieb schliesslich aufgeben musste.
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Keramik aus St. Antönien
Von 1804 bis 1898 wurde in der auf 1300 m ü. M. gelegenen Walsersiedlung St. Antönien-Ascharina, im Norden des Kantons Graubünden, an der Grenze zum österreichischen Vorarlberg, Keramik hergestellt. Fünf Hafner der Familie Lötscher produzierten dort während vier Generationen Geschirrkeramik, Kachelöfen und Wasserleitungsröhren. Die Grundlage für den Betrieb bildete ein lokales Tonvorkommen. Obwohl die Lage der Töpferei, abgelegen in einem nur auf Saumpfaden erreichbaren Seitental des Prättigaus, nicht als optimal eingestuft werden kann, waren die Hafner Lötscher bis in die 1870er-Jahre wirtschaftlich erfolgreich. Ihre lokalen Produkte hatten wohl aufgrund der Transportkosten einen gewissen Vorteil gegenüber Importen aus der übrigen Deutschschweiz, Süddeutschland oder Italien. Erst mit der Fertigstellung der Eisenbahnlinie Chur-Rheineck SG im Jahr 1858 und der Prättigauer Talstrasse um 1860 entstand die Möglichkeit für einen regelmässigeren Fracht- oder Postverkehr und einen besseren Warenverkehr, der die Konkurrenz zunehmend bevorteilte.
English Synopsis:
At St. Antönien-Ascharina, located in the north of the canton of Graubünden, on the border of the Austrian Vorarlberg, in the Walser region, at 1300 m above sea level, ceramics were made from 1804 to 1898. Five potters from the Lötscher family produced tableware, tiled stoves
and water pipes for four generations. The enterprise was established there because of the existence of a local clay deposit. Although the location of the pottery cannot be considered optimal, as it is isolated in a Prättigau side valley that can only be reached by mule tracks, Lötscher potters were economically prosperous until the 1870s. Probably the local products
had some advantage over imports from the rest of the German-speaking part of Switzerland, southern Germany or Italy because of the transport costs. It was not until the completion of the Chur-Rheineck railway line (Canton of St. Gallen) in 1858 and the Prättigau valley road in 1860 that freight or postal traffic could be more regular, thus promoting increased
competition.
Presse- und Radiobeiträge zur Eröffnung der Ausstellung
https://www.suedostschweiz.ch/sendungen/2019-04-04/loetschers-kacheln-die-hafner-aus-st-antoenien